Dekanat Vorderer Odenwald

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    Ökumenischer Pilgertag St. Jost

    Wo Bäume den Weg beschatten, macht pilgern Spaß

    Stephan Kühn/Fischbachtal kreativ

    "Steh auf und geh!" war das Motto des 12. Ökumenischen Pilgertags am 29. Juni 2019. An den verschiedenen Stationen unterwegs gab es ein Gedicht, Kinder- und jüdische Geschichten, eine Einladung zum Gespräch über Mobilitätsgewohnheiten und auch die illustrierte Schöpfungsgeschichte.

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    Von Stephan Kühn

    Die Kühle des Morgens ausnutzend hatten sich etwa 30 Gäste zur Andacht in der Waldkapelle St. Jost eingefunden. Begleitet vom Evangelischen Posaunenchor gestalteten Margit Binz, Simon Körber, Konrad Bihrer und Werner Stoklossa diesen kurzen Gottesdienst nach gewohntem Ritual: Lieder, Gebete und eine Predigt, die sich auf das aktuelle Motto des Pilgertages bezieht.

    "Steh auf und geh" hieß das Motto in diesem Jahr und stammte aus Markus 2, im neuen Testament. Es wurde wieder vom aktuellen Jahresthema von Fischbachtal kreativ inspiriert: "Nachhaltige Mobilität". Den Spagat zwischen der 2000 Jahre alten biblischen Geschichte und dem hochaktuellen Thema Mobilität wagte der Pfarrer im Ruhestand, Werner Stoklossa, in seiner Predigt. Dabei erzählte er abwechselnd von dem Aufbruch der vier Gläubigen mit dem Kranken und dem Aufbruch der Jugendlichen unserer Zeit - und stellte die Verbindung her zwischen Beidem: "Können wir uns in dem Bettlägerigen wiedererkennen? Als Menschen, die sich oft gelähmt fühlen – nicht durch Krankheit oder Behinderung, sondern durch Hilflosigkeit, Ohnmacht, Ratlosigkeit? Wir sind wie an ein Bett gebunden: Was zunächst Bequemlichkeit verspricht – alles ist greifbar zur Hand, alles ist gepolstert und abgefedert – erkennen wir als Fessel. Die hindert uns aktiv zu werden, Veränderungen herbeizuführen. Jede Bewegung ist wie ein Riesenberg vor uns. Wo anfangen?"

    Und weiter sagt Stoklossa: "Beim Gelähmten kommt der Anstoß von vier Freunden, die ihn mitsamt seinem faltbaren Bettgestell zum Haus tragen, in dem sich Jesus aufhält. Sie begehen öffentlich einen „Einbruch“, einen Regelbruch – wenn sich auch der Dachschaden leicht wieder reparieren lässt. Mir stehen als heutige Parallele die Jugendlichen vor Augen, die bei „Fridays for Future“ nicht zur Schule gehen sondern demonstrieren. Sie reißen die Eltern, LehrerInnen, WissenschaftlerInnen mit, fordern einen beschleunigten Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe und „Ende Gelände“. Können wir uns in den vier Freunden wiedererkennen? Ernst machen mit Veränderung, auch wenn es etwas kostet? Widerstände überwinden, Flagge zeigen? Ich kann verstehen, dass besonders junge Menschen sagen: 'Stopp! Da wird meine Gesundheit, meine Zukunft verkauft. Es gibt intelligentere Wege, dafür will ich beruflich und gesellschaftlich tätig werden!' Und sie kritisieren die Politik, dass sie falschen Entwicklungen wie gelähmt zuschaut."

    Den Standpunkt verändern
    "Steh auf, klapp dein Bett zusammen und wandle!" sagte Jesus - laut der Luther-Übersetzung - damals zu dem Gelähmten. "Heute", so schloss Stoklossa seine Predigt, könnte das vielleicht heißen: "Verändere deinen Standpunkt, sieh dich um, in welchen Beziehungen du zu dir, zu Mitmenschen, zu Mitgeschöpfen und zur Natur stehst! Und in welcher Beziehung und Verantwortung zu Gott, dem Schöpfer!"

    Begleitet von den letzten Tönen des Posaunenchores machten sich circa 25 Pilgernde auf den Weg. An den verschiedenen Stationen unterwegs gab es ein Gedicht, Kinder- und jüdische Geschichten, eine Einladung zum Gespräch über Mobilitätsgewohnheiten und auch die illustrierte Schöpfungsgeschichte.

    Bei der Hitze des Tages waren die von Bäumen beschatteten Wegabschnitte ein Labsal. Die sonnigen galt es einfach nur zu überstehen. Nach 17 Kilometern und vielen anregenden Gesprächen gelangte die Gruppe an ihr Ziel. In der evangelischen Kirchen in Niedernhausen beendete eine letzte Andacht den Pilgertag.

    Hintergrund
    Der Pilgertag ist ein Gemeinschaftsprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde Niedernhausen, der katholische Pfarrgruppe Reinheim/Groß-Bieberau, des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald und der Gemeinde Fischbachtal. Der St.-Jost-Pilgerweg besteht seit dem Jahr 2008, er führt durch alle Ortsteile von Fischbachtal und an alle Gottesdienstorte.

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