Dekanat Vorderer Odenwald

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    Biografiearbeit

    Von kurzen Röcken und anderen Erinnerungen

    Dekanat Vorderer OdenwaldMit einem Erzählcafé endete das Projekt "Starke Worte, starke Sätze, die mein Leben begleiten" des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald.

    Welche Sätze tragen? Welche ziehen runter? Ein Erzählcafé im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald bildete den Abschluss des Projekts „Starke Worte, starke Sätze, die mein Leben begleiten“.

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    Bei dem Satz „Mein ist die Rache, spricht der Herr“ geht ein Raunen durch den Raum. Dann entspinnt sich eine rege Diskussion. Was steckt dahinter? Warum wählt jemand einen solchen Satz aus? „Das ist ein total verbitterter Mensch“, versucht sich eine Frau anzunähern. „Das ist ein total entspannter Mensch, der die Vergeltung Gott überlässt“, entgegnet eine andere. Der Satz sei eine Ermahnung an uns, geduldiger zu sein, abzuwarten, sagt ein Mann. „Man muss es nur annehmen können.“

    Eine 78-jährige Frau hat den umstrittenen Satz eingereicht und als Erläuterung dazu geschrieben, dass ihr dieser Satz in den letzten Jahren zum Leitsatz ihres Lebens geworden und aus ihrer Erfahrung der beste Weg des gemeinsamen Lebens sei. Doch wie hat sie es gemeint? Karin Jablonski, Referentin für die Arbeit mit Menschen in der zweiten Lebenshälfte im Evangelischen Dekanat Vorderer Odenwald, sieht den Satz vor allem im alttestamentarischen Kontext: „Wenn wir die Rache Gott überlassen, ist uns allen gedient.“ „Rache steht uns Menschen nicht zu“, pflichtet eine Frau ihr bei.

    Austausch in großer und kleiner Runde

    Mit einem Erzählcafé im Darmstädter Schloss in Groß-Umstadt fand am Samstagnachmittag das Projekt „Starke Worte, starke Sätze, die mein Leben begleiten“ seinen Abschluss. Bei Kaffee und Kuchen tauschten sich die 35 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim Erzählcafé über ihre Worte und Sätze und die damit verbundenen Erfahrungen aus – in kleiner und in großer Runde, aufgelockert vom stimmungsvollen Saxofonspiel von Sina Eitel.

    Worte und Sätze haben eine große Bedeutung für unser Leben. Manche Sätze begleiten einen ein Leben lang. Die einen machen Mut und geben Kraft, andere ziehen einen mit ihrer Negativbotschaft herunter. Solche Sätze zu sammeln und die Geschichten dahinter zu erfahren, darum ging es bei „Starke Worte, starke Sätze, die mein Leben begleiten“. Projektleiterin Karin Jablonski hatte sich von dem Buch „Starke Sätze“ inspirieren lassen, das die prominente Theologin Margot Käßmann vor einigen Jahren herausgegeben hat.

    Auseinandersetzung mit der eigenen Biografie

    Rund zwei Jahre hat das Projekt gedauert. In dieser Zeit hat Karin Jablonski etliche Gruppen  in der 40 Kirchengemeinden des Evangelischen Dekanats Vorderer Odenwald besucht. Hier wurde mit Methoden der Biografiearbeit der eigene Lebensweg bedacht. „Dabei wurden  auch eigene Worte und prägende Sätze entdeckt“, erläutert Karin Jablonski. „Ein Teilnehmer, knapp 70, hat mir zurückgemeldet, dass es für ihn ein Anlass war, sich zum ersten Mal in seinem Leben mit der eigenen Biografie auseinanderzusetzen.“

    Neben der Arbeit in Gruppen gab es außerdem den Aufruf über die Medien, seinen prägenden Satz einzusenden. 46 Männer und Frauen haben sich beteiligt, 60 Beiträge wurden eingereicht. Biblische Sätze waren dabei, aber auch literarische sowie Sprichworte und Volksweisheiten – heiter bis wolkig, lebensbejahend und sinnstiftend oder einfach kurz und knackig.

    „Beherzt“ und „angemessen“, hat sich eine Groß-Umstädterin als Handlungsmaxime auserkoren. Sie meint damit: nicht überzogen reagieren und tatkräftig, aber mit Herzenswärme, handeln. „Nichts ist so schlecht, als dass man nicht noch etwas Gutes daran finden könnte“ ist der Leitspruch einer Fränkisch-Crumbacherin. Nach einem schlimmen Erlebnis sei sie verzweifelt gewesen, berichtet sie den Zuhörenden. Doch nachdem einige Zeit vergangen war, habe sie den Sinn erkannt, dass es damals so passiert sei. Auf große Zustimmung stieß der Satz „Wos soll‘n do die Leit denke?“, bekamen ihn doch die meisten der anwesenden Frauen in ihrer Jugend zu hören – zumeist, wenn sie einen zu kurzen Rock trugen.

    Nach nachdenklichen, aber gleichwohl kurzweiligen zwei Stunden machten sich die Gäste wieder auf den Nachhauseweg, in kleinen Gruppen noch weiter plaudernd. Sie sei ganz „berührt von dem, was sie gehört habe“, sagt eine Frau, mit 92 Jahren die älteste Teilnehmerin.

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